Von Cherbourg nach Ile d`Oleron
In Cherbourg vesuchten wir zunächst
einen Handwerker für unser schwer gängiges Ruder zu finden, wir müssen das
unbedingt reparieren, da sonst die Selbststeueranlage nicht funktioniert. Leider hat auch hier Niemand
Zeit, man sei bis Mitte September ausgebucht.
Es ist schon ein
Jammer. Erst kommt Wasser durch den Ruderschaft, das lässt man für viel
Geld vom großen holländischen Spezialisten in drei Tagen neu lagern und seitdem
ist die Lenkung kaum noch zu bewegen! Auf alle Fälle nix für unseren Windpiloten,
den wir als Autopilot ohne Strom dringend brauchen, wenn wir auf längere
Strecken gehen wollen. Aber ich bin doch Dipl.Ing! Und das ist Mechanik! Also
leg ich mir ein Aktionsplan zurecht – Schritte zum Vorgehen, bis hin zur
kompletten Demontage der ganzen Radsteuer-Ruderanlage. Mit dem Lager hab ich ja
schon meine Erfahrung – es tropft jetzt wenig, aber beständig. Und ich checkte
alle erreichbaren Bauteile – auch den Quadranten: der hat auf der Oberseite so
ein Belag – oi, sieht nach einer Gleitfläche mit Grafit aus-sollte eigentlich
leicht gehen. Fortsetzung s.u.
Ja, die Fahrräder. Die
haben uns ja in jedem Hafen beschäftigt, so auch in Cherbourg. Dass an Utes Rad
die Bremshebel nur Kontakt-Schweissungen hatten, ist an sich schon der Hammer. Wir
sprachen über Garantieansprüche und wer Ute kennt, weiß, dass sie diesbezüglich
keine Hemmung hat. Und sie telefoniert mit Intersport und letztendlich wird ihr
ein Gabelaustausch in Cherbourg zugesagt. Also…
Daraufhin machte ich mich auf den Weg zum Fahrradladen. Es
ist schon verrückt, welch eine Bedeutung auf solch einer Reise ganz elementare
Dinge haben. Zu Hause hätte ich mich ins Auto gesetzt und die Sache wäre in
einer halben Stunde erledigt gewesen. Aber da war ja noch zusätzlich Hartmuts speichenarmes Hinterrad. Endlich
gelangen wir an einen jungen engagierten Fahrradhilfsmonteur, als ich unser
Leid klagte, meinte er: „In Frankreich gibt es für alles eine Lösung!“ Sein
Vorgesetzter war nicht begeistert, da andere Arbeit wartete. Doch mein Lieblingsmonteur
wechselte meine Fahrradgabel, stellte
die Schaltung neu ein und bog für Hartmuts Fahrrad zwei Speichen zurecht und
zog alle anderen fest. Seitdem erfreuen wir uns unserer Straßenkreuzer und
trainieren unsere Beine. Jasmin bekam den Auftrag 10 Fahrradspeichen der
seltenen Größe 175 mitzubringen, gelang mit Überredungskunst damit – im
Handgepäck - durch die Flughafenkontrolle und nun halten die alten Speichen!!!
Cherbourg ist der größte Hafen der nördlichen Hemisphäre.
Von Cherbourg aus sollte es nach Alderney gehen,
eine der Kanalinseln. Nach zwei Starkwindtagen fuhren wir bei Windstärke 5 los, leider wieder mit Westwind, das hieß
gegenan motoren. Die Strömungen zwischen Festland und Inseln sind berüchtigt
und dort sehr tückisch und stark. Man kann nur zu bestimmten Tidenzeiten
durchfahren. Hartmut macht mit Tidenkalender, Strömungsatlas, Beschreibungen im
Reeds, so heißt das wichtigste Buch, sehr genaue Navigationsvorbereitungen. Wir
fuhren dicht unter Land, dort gab es Neerströme, die uns noch schoben. Vor dem
Cap La Hague briste der Wind auf, wir waren dicht an den Klippen, und wir kamen
in eine fürchterliche Kreuzsee, das Meer brodelte und stürzt in Strudellöcher.
Ich war am Steuer und hatte das Gefühl von den Felsen angesaugt zu werden. Man
wird durchgeschüttelt wie in einer Waschmaschine, vor allem wenn man mit dem
Strom und gegen Wind und Welle fahren muss. Ich dachte nur:“ Müssen wir uns das
wirklich antun?“ Wir entschlossen uns umzukehren,
Fock raus, Motor aus - herrliche Ruhe.
Leider nur kurz, ich ging nach unten auf
Toilette und dort stand der Boden unter Wasser.
Die ganze Bilge war voll, die elektrische Bilgenpumpe hätte schon längst
anspringen müssen. Ich stellte die Pumpe an und schöpfte zusätzlich, doch das
Wasser lief nach. Ein beunruhigendes Gefühl. Schnell die ganze Backskiste, den
großen Stauraum im Cockpit, leer geräumt um die restlichen Seeventile zu
schließen. Ich schöpfte ununterbrochen drei Stunden lang bis wir im Hafen waren
- zum Glück waren wir umgekehrt. Hartmut meinte nachher zu mir, er habe schon
Ausschau gehalten wo er an Land das Schiff auflaufen lassen kann.
Harte Sache! Da ist plötzlich Wasser im Schiff –
keine Ahnung woher – Ute schöpft, und das Wasser läuft nach. Unten gießt man
das Wasser in die Spüle, oder, einfacher ins Cockpit, denn da sind ja
Ausläufer. Aber welcher Schlauch ist gebrochen, welches Ventil offen? OK –
sofort den Motor an -wenn der läuft, tut er das auch, wenn die Batterie einen Wasserschaden
bekommt. Und ab ans Land, zumindest so nah wie möglich. Im schlimmsten Fall
gilt es, an dieser wilden Felsenküste einen Einschnitt zu nehmen und das Boot
da auf's Trockene zu setzen. Ich muss Ute immer etwas belügen – „nur noch 3
Meilen bis zur Einfahrt“ – es sind noch 5 und dann noch der riesige Vorhafen.
Sie macht das gut – wird des Wassers Herr. Wir
sparen uns den Notruf. Im Hafen
riskieren wir, erst mal einen Liegeplatz anzufahren, statt direkt unter den
Kran. Merkwürdig – der Wasserzulauf ist jetzt gering. -Alles zu, alles dicht
und bald auch alles trocken. Fast hätte ich frevelhaft „Ute – meine Schöpferin“
gerufen!
Es stellte sich dann heraus, dass die
elektrische Pumpe zwar lief aber nicht saugte. Das Wasser hatte sich schon in
den Wochen davor angesammelt und die Pumpe ist nicht angesprungen. Die
sprudelnden Wellen haben zusätzlich von außen Wasser in die
Bilge-Pumpenleitung gedrückt. Wir haben sie abgeklemmt, das Ventil geschlossen,
jetzt haben wir auch kein Wasser mehr im Schiff.
Zwei Tage später starteten wir den zweiten Versuch
nach Alderney zu fahren. Ich spülte gerade noch unten - zum Glück! -, als ich plötzlich Rauch roch, mich
umdrehte und Rauch aus dem Motorraum quellen sah. Ich brüllte nur: „Schnell den Motor aus!“, Hartmut reagierte
sofort. Fock raus - brennt es? - Nein, glücklicherweise nicht, es riecht nach
verbranntem Gummi- Großsegel raus -dabei löste auch noch slapstickartig Hartmuts Rettungsweste aus- ich rettete ihn aus seiner Weste, denner bekam kaum noch Luft- und zurück gekreuzt. Hartmut wollte in den
Hafen segeln, aber ich habe den Hafen angefunkt und eine
Schlauchboot-Mannschaft hat uns dann in die Marina hinein geschleppt. In dem Stress
fiel mir natürlich nicht den gerade in der Funkprüfung gelernten Begriff fürs
Abschleppen ein: „ We need a lift“ statt „ We need tug assistance.“
Am gleichen Tag kam schon der Monteur, der Impeller
der Wasserpumpe ist verschmort, beim Motorcheck ist Hartmut gegen das Seeventil
gekommen und hat es geschlossen, also hatte die Wasserpumpe kein Kühlwasser.
Durch das schnelle Reagieren hat der Motor keinen Schaden genommen. Der Schreck
sitzt uns noch in den Gliedern, richtig entspannen konnten wir bei den weiteren
Fahrten noch nicht.
Der Monteur war sehr kompetent und hat uns sogar
das Ruder gerichtet, zwei Schrauben gelöst, Quadranten etwas gesenkt - gewusst wie! – und das Ruder lässt sich mit
zwei Fingern drehen. Wir jubelten und
wären ihm fast um den Hals gefallen vor
Freude.
Fortsetzung von oben: die Freude war durch meinen geknickten Stolz
ja doch etwas gedämpft, um ganz ehrlich zu sein. Die diagnostizierte Graphitschmierung
war ja nix als Aluminium Abrieb! Um diesen schweren Quadranten zu lösen war ich
tagelang auf der Suche nach einem Scherenwagenheber – und dieser Mensch löst
ihn und ruckelt ihn etwas tiefer – fertig!!! Die Lenkung lässt sich mit dem
kleinen Finger bewegen!
Gibt mir doch zu denken!
Es folgten wieder Starkwindtage, zumTrost liehen wir uns ein Auto und fuhren nach Mont St. Michel.
Nach 10 Tagen Cherbourg haben wir Im dritten
Anlauf endlich Alderney erreicht, das Cap La Hague mit 2 Meilen Abstand umfahren und die
berüchtigte "Race oft Alderney" sicher durchquert. Wir waren stolz und glücklich.
Der Hafen in Alderney fällt bei Niedrigwasser trocken. Vor
dem Hafen ist eine, durch einen Wellenbrecher, geschützte Bucht, in der an die
hundert Mooringtonnen zum Festmachen der Boote versenkt sind. Man lässt sich
mit dem Wassertaxi an Land bringen.
Bei starkem Wind lagen wir im unangenehmen Schwell
und kullerten in der Koje immer hin und her.
Ich bin froh, dass ich noch kein
einziges Mal seekrank geworden bin. Ich esse vor der Abfahrt immer ein Müsli
und gehe die ersten zwei Stunden ans Steuer. Mittlerweile ist es sogar so, dass
uns eher an Land schummrig wird. Alderney ist eine kleine hügelige Insel, die nur 5 km lang ist.
Jede Strecke wird hier mit dem Auto gefahren.
Wir erlebten das größte Event des
Jahres, das Ende der Karnevalswoche mit Fackellauf, riesigem Feuer und
Feuerwerk das alljährlich von einer wohlhabenden Inselbewohnerin gestiftet wird.
Es hat schon
etwas ‚wundersames‘ an sich: in fast jedem Hafen und Ort, den wir anlaufen,
gibt es irgendeine Besonderheit : ein Orgelkonzert, einen Festmarkt, eine
Kirmeseröffnung, ein großes Segelevent…und, und, und… Und hier in Alderney? Wir
waren gerade das erste Mal mit dem Wassertaxi an Land, als wir auch schon von
einem Einheimischen angesprochen wurden, ob er uns nicht mit hoch in die Stadt
nehmen könne? Stadt? Fand ich zuerst etwas hoch gegriffen. Aber wir nahmen
freudig an und siehe da – Alderney hat etwas stadtähnliches auf seinem Berg.
Und unser Fahrer entwickelte sich zu einem, fast überschäumenden, Fremdenführer. Hatte einen Laden für Bikes(! - aber nix für 18-Zöller)
und Surfboards, war in allen Vereinen der Insel engagiert und bereitete uns auf
den Jahreshöhepunkt der Insel vor: das Endfest der Karnevalswoche Ein
Fackellauf, angeführt von Prinz, Prinzessin und einer undefinierten dritten
Figur – beginnend mit Sonnenuntergang, quer durch die ‚Stadt‘ und mit einer
riesigen Abschlussparty auf dem Festplatz. Und das haben wir uns nicht entgehen lassen!
Die 2000 Einwohner Alderney wurden von der zehnfachen Anzahl von Touries und
Leuten vom Festland und den anderen Inseln unterstützt. Der Lauf endete am
Platz an einer riesigen Burg aus Europaletten, die entzündet wurde, und dann
ging es über in ein Feuerwerk, das seinesgleichen erst einmal finden muss. 20
Minuten, mit Formen und Farben, die wir noch nie irgendwo bisher gesehen
hatten. Wahrhaft ein ‚Highlight‘. Futtern, tanzen, Musik, trinken – es wurde
für die Meisten eine richtig lange Nacht.
Die Fahrt nach Guernsey war wieder spannend. Zur Slack Water
Zeit, die Zeit der geringsten Strömung zwischen den Gezeiten, verließen wir
Alderney, da wir zuerst durch einen gefürchteten, engen Kanal an der Insel-
Westseite durchfahren mussten. Dann hieß es erst einmal wieder tuckern – der
Schwachwind hätte uns Stunden gekostet. In der Race of Guernsey, genannt ‚der
kleine Rüssel' hatten wir einen Schub von 5 Knoten und surften 9,9 Knoten,
Hartmut hätte gerne den Motor noch einmal aufgedreht, um auf 10 Knoten zu
kommen, doch mir war das unheimlich.
9,9 Knoten! Kannste doch an keinem Stammtisch erzählen! Mit Fullspeed wären es 12 geworden - das isses!
Auf der Insel mieteten wir uns für 2 Tage
Mopeds, upps, das war spannend -nach 30 Jahren mal wieder Linksverkehr zu
fahren. Es hat mich zwei Beihnahunfälle gekostet bis ich verstanden hatte, dass
ein auf der Fahrbahn geschriebenes „Filter“ bedeutete, im
Reißverschlussverfahren die Vorfahrt zu gewähren.
Die Fahrt nach Treguier begannen wir nachts um 3.00 Uhr,
damit wir wieder im Slackwater durch die „Race oft Guernsey“ fahren konnten.
Ich finde es ja immer ein bisschen unheimlich im Dunkeln zwischen den Felsen durchzufahren
und freue mich immer auf den Sonnenaufgang.
Wir sind froh einen gut
funktionierenden Plotter zu haben, das Navi für’s Wasser. Solch ein Gerät
erleichtert die Navigation ungemein. Die Einfahrt nach Treguier war ein langer Kanal
mit vielen Untiefen. Hartmut ist der Navigator und ich stehe am Steuer, so sind
wir gut gefahren. Treguier ist ein hübsches mittelalterliches Städtchen, das im
Krieg nicht zerstört wurde.
Wir hatten auch hier mal wieder das Glück, zu einem
besonderen Event angekommen zu sein! An diesem Tag gab es auf drei Bühnen,
verteilt über die Unter- Mittel- und Oberstadt unterschiedliche Musik, vor
allem bretonische, wunderschön mit tollen Musikern. Viele tanzten mit, manchmal
zu zweit oder in Kreisform. Auf dem Marktplatz vor der riesigen beleuchteten
Abteikirche spielten Dudelsackspieler.
Das war ein richtiges Erlebnis!
Auf unseren Fahrten gab es immer wieder kleine Aufregungen,
wir hätten im Dunkeln fast eine Fahrwassertonne gerammt, der Ring des
Schothorns der Fog ist gebrochen, das
Großsegel ließ sich nicht bergen, das Gummi einer Segellatten hatte sich im
Radarreflektor verhakt und auf der Fahrt nach L'Aber Wrac'h steckten wir plötzlich
im Nebel. Aber richtig im Nebel – teilweise mit 50 und weniger Meter Sicht –
zwischen Riffen hindurch. Hartmut blies fleißig die Tröte, Anglerschiffe und
Tonnen sahen wir erst sehr spät, das war aufregend. Auch hier war der Plotter
ein Segen.
Die Genauigkeit
von GPS Systemen ist schon erstaunlich -aber auch gefährlich! Die Karten sind
meist noch mit Handvermessung erstellt worden. Das gilt es immer noch zu
berücksichtigen!
Wie erleichternd als kurz vor der Ankunft der Nebel aufriss.
Manches haben
wir uns ja doch ganz anders vorgestellt. Ich stellte mir ja vor, dass ich in
den 3Wochen mit Hartmaat sicher durch den Kanal bis Brest und dann mit Ute über
die Biskaya fahren würde. Locker!!! Obwohl: unsere Maxime von Anfang an sollte
ja sein: es gibt keinen Zeitplan, kein „wir müssen los“, kein „ wir sind dann
da“. Klingt toll! Die Freiheit muss sein! Dass wir schon die ersten Wochen mit
Reparaturen, beständigem Wind von vorn, kürzesten Etappen durch die Kanäle
Hollands usw weit hinter angedachten Möglichkeiten hinterher fuhren, haben wir
nicht so auf dem Schirm gehabt. Jassi sollte in Spanien zum Urlaubern zu uns
stießen – und jetzt hatten wir plötzlich sogar Mühe, eine Verabredung in Brest
einzuhalten. Dieser Kanal der Ärmel forderte uns stärker, als wir geplant
hatten. Und diese Zeit wird uns später noch fehlen!
In Brest sind Jasmin und ihr Freund Daniel an Bord
gekommenen. Wir besichtigten dort das nautische Museum.
Als dieses columbianische Schiff aus dem Hafen fuhr, stand die ganze Mannschaft auf den Rahen und sang lauthals.Es war beeindruckend!!
Die Beiden haben uns schönes Wetter mitgebracht. Wir gingen von Bord aus
schwimmen und probierten die Fenderleiter aus.
In Camaret sur mer, wanderten
wir entlang der Küste mitten durchs Heidekraut, wunderschön!
Das schöne Wetter brachte uns wenig Wind, wir mussten immer
wieder unseren Jockel anwerfen. Auf dem Weg nach Concanneau konnten wir bei
vier Windstärken und strahlendem Sonnenschein endlich segeln. Eine
Geschwindigkeit, die einen ganzen Schwarm Delfine anlockte. Das war grandios,
20 Minuten lang begleiteten sie uns, vor lauter Begeisterung wären wir fast zu
ihnen ins Wasser gesprungen.
In der zweiten Woche wurde das Wetter wieder schlechter, wir
wollten in der Bucht von Morbihan eigentlich ankern. Den Regen wetterten wir
lieber in Quiberon ab. An Daniels Geburtstag ankerten wir in dieser Bucht und
stießen mit Sekt an. Die Welle nahm in der zweiten Woche zu, Daniel hat den Seetest
bestanden und wurde nicht ansatzweise seekrank.
In les Sables d'Olonne hatten wir schon wieder Algen in der
Schraube. Jassi war so tapfer und ist im Hafenbecken getaucht:“ Aber dann muss
ich heute nicht spülen!“
Kurz vor La Rochelle hatten wir plötzlichen Stromausfall,
unangenehm wenn man unter Segeln gerade in einem Gebiet mit Untiefen nach
Plotter navigiert. Zum Glück sprang direkt der Motor an. Im Hafen hat Hartmut
die Elektrik gecheckt und musste eine unserer Verbraucherbatterien ersetzen.
Wir haben 2 Batterien für die Verbraucher - eine zu ersetzen birgt immer das Risiko, dass die 2. auch beschädigt ist. Wieder etwas, das wir im Auge bahalten müssen (ich entwickle mich zu einem Vielauge - weiss gar nicht wo hingucken.
Die zwei Wochen mit
Jasmin und Daniel gingen viel zu schnell vorbei. In La Rochelle verließen sie
uns wieder und fuhren mit dem Fernbus nach Bordeaux und wieder mit dem Flugzeug
nach Hause.
Wir wollten gerade frühstücken, als Jemand an unser Boot
klopfte. Wir erkannten ein englisches Paar, das wir vor zwei Wochen in L'Aber
Wrac'h kurz kennengelernt hatten, Phil und Gina. Wir stellten fest, dass wir die gleiche Route fahren wollen, über die Biskaya nach Portugal.
Phil hat 15 Jahre auf seinem Schiff gelebt, ist als Einhandsegler um die Welt gesegelt,
hat sein Geld mit shipskeeping und Schiffsüberführungen
verdient und ist schon mehr als zehn Mal alle möglichen Routen über die Biskaya
gefahren. Er wollte uns warnen, da gerade ein Sturmtief aufzieht und fragen was
wir vorhaben. Er meinte, der September sei kein guter Monat um über die Biskaya
zu fahren, es ziehen erste Stürme auf, die Wellen in Ufernähe können dann sehr
hoch und steil werden, er hatte beim letzten Mal 6-7 m hohe, es gibt wenige
Häfen an der spanischen Küste und es zieht häufig Nebel auf. Die Biskaya ist ja
bekannt für hohe Wellen, da die Wassertiefe so abrupt ansteigt, von 4000 m auf
200m und an den Sandbänken mit wenigen Metern. Er sagte, er überläge, binnen durch den Kanal du Midi
ins Mittelmeer zu fahren.
Uff, das
mussten wir erst verdauen, wir wollten doch endlich mal ein paar Tage segeln.
In Brest hatten wir eine Woche stabiles Wetter, doch wir wollten mit Daniel und
Jassi nicht direkt am ersten Tag über die Biskaya. Mir haben Phils Erzählungen
etwas Angst gemacht. Wir sahen es als ein Wink des Schicksals an, dass Phil uns
aufgesucht hat. Und wenn ein erfahrener Segler abbiegt, dann sollten wir das
auch tun. Die Strecke soll ja auch sehr
schön sein.
Dieser Sommer war einfach zu unbeständig, die zwei Wochen, die uns unsere Bootsreparaturen
schon zu Beginn in Holland gekostet haben fehlen uns jetzt.
Vor einigen Tagen in Audierne legte am Abend hinter uns ein
Trimaran an, auch mit einem englischen Pärchen. Die Beiden waren direkt sehr
nett und wir kamen ins Gespräch, Silvia ist gebürtige Deutsche und freute sich
mal wieder deutsch sprechen zu können. Marek, gebürtiger Pole und Silvia trafen
wir in La Rochelle wieder und Phil erzählte auch ihnen seine Bedenken. Nachdem
wir alle eine Nacht darüber geschlafen hatten, beschlossen wir, zusammen den
Canal du Midi zu fahren. Das bedeutet, den Mast zu legen, wir müssen den
Radarmast und den Silentwind-Mast legen, da die niedrigste Brücke nur 3m Höhe
hat. Der Kanal ist 220 sm lang und hat 135
Schleusen.
Wir sind auf die vorgelagerte Insel Ile d’Oleron gefahren, Marek
und Silvia warteten noch auf ein in Dänemark bestelltes Fenster und kamen am
Abend nach. Wir wollten hier die zwei Tage Sturm abwettern, doch der Wind will
sich einfach nicht beruhigen. Die Einfahrt in die Girande ist noch einmal sehr
schwierig. Die Wassertiefe geht in kurzer Zeit von 400 m auf 2m, es gibt nur
eine ganz schmale Fahrrinne zwischen zwei riesigen Sandbänken. An der
Einfahrtstonne sollte man genau bei Slackwater sein, vorher muss man aber 35
Meilen fahren. Dann darf zu dieser Zeit kein starker Westwind sein, da sonst in
der Einfahrt schwere Grundseen herrschen. Wir haben aber derzeit starken
Westwind.
Jetzt hocken wir hier auf der Insel, Phil und Gina mit einem
26 Fuß-Schiff, also eher eine Nussschale, wir mit unseren 34 Fuß und Marek und
Silvia mit einem 11m langen Trimaran, der die Welle von hinten liebt und mit 17
Knoten die Welle surft.
Stundenlang wird diskutiert, gerechnet und abgewogen ob man am nächsten Tag fahren kann. Von Phil können
wir viel lernen, es hat sich erst nach und nach herausgestellt welch erfahrener
Segler er ist und wieviel Reviererfahrung er hat. Heute hätten wir ein Zeitfenster
von sechs Stunden gehabt mit weniger Wind, Windstärke 4, der aber genau zu dem
Zeitpunkt auf 6 auffrischen sollte, an dem wir an der Einfahrtstonne der Gironde
sein wollten. Heute morgen um 5.30 Uhr wurde wieder nach den Wetterbedingungen
geschaut und diskutiert. Ich lag nur in meinem warmen Brettchen, draußen pfiff
der Wind und dachte nur: “Ich fahr da
jetzt nicht raus.“ Zum Glück kamen die Männer zum gleichen Ergebnis und krabbelten wieder ins Bett. Die
nächsten drei Tage kommen wir hier nicht weg, dann hätten wir eine Woche auf
die Weiterfahrt warten müssen. Das zerrt an den Nerven.
Dafür haben wir mitMarek und Silvia eine schöne Radtour gemacht. .
Wir haben uns Boulekugeln gekauft uns von Franzosen
die Regeln erklären lassen und haben Spaß an dem Spiel
Jetzt hoffen wir die nächsten Etappen noch sicher zu meistern,
dass nichts zu Bruch geht wenn wir die Masten legen und freuen uns mal auf
tiden- und strömungsfreies Gewässer.
Mit Bleistift habe ich die Route in die Karte eingetragen.
Ile
d Òrleon ! Hupps. Wir - leben noch. Aber wir hängen fest. Uns
fehlen die 2 Wochen - die Beiden, die wir am Anfang rumrepariert
haben und die Beiden, die wir um Brest herum getrödelt haben –
also all diese Zeit fehlt uns jetzt, um gut durch die Biskaya zu
kommen. Oder um ein Wetterslot zu finden – 3 Tage Hochauslauf, oder
so. Aber die Klimaänderungen bewirken ein Abschwächen der Jet
Streams, und das wiederum lässt die nordischen Tiefausläufer immer
weiter nach Süden durchdringen. Und jetzt sind wir in einer
Starkwindphase und sitzen seit 8 Tagen in St Denise d Oleron fest.
Und warten! Die Entscheidung zum Canal du Midi war ja schon gefallen.
Wir brauchen gute Bedingungen um direkt in die Einfahrt in die
Gironde zu kommen. Da ist eine enge Passage vor, die wir nur zum
Tiefwasser-Zeitpunkt befahren sollten um mit auflaufender Flut die
10-15 Meilen rein zu kommen. Wir sind hier drei Boote die sich in den
letzten Wochen kenngelernt haben. Ein altes englisches 8-Meter Boot
mit Phil und Gina, Marek und Silvia mit ihrem dänischen 11
MeterTrimaran und halt wir. Gestern ist der Tri gefahren - noch
tagsüber. Er konnte mit seinem Trimaran gut die Wellen nach Süd-Ost
surfen. Dem macht das vor dem Wind Segeln ja Spaß! Aber als er an
der Einfahrt ankam, war er etwas zu früh - Wind gegen Strom ist
heftig - er kämpfte gegen 4m Brecher - kam aber durch. Das macht man
mit unseren Einrümpfern nur, wenn man als Torero gerade keinen Job
hat! Für uns heißt das „Warten“! Der Nachbar ist ja noch
kleiner als wir es sind (Boot). Wir hatten ein schönes Loch im
Weather-Forecast von Freitag auf Samstag - aber es blies die Nacht
mit 9 Bft und die Aussicht von heute sieht schon wieder ungünstig
aus. Das Problem sind die Wellen – bei stürmischen Winden auf dem
Atlantik baut sich ganz schön was auf. Und es braucht seine Zeit,
dass sich das Meer beruhigt.
So
liegen wir -etwas genervt - hier rum und genießen das Warten!!!
Na
ja, wir lesen (haben ja 1050 Bücher in einer 200 Gramm Packung
dabei), spielen Boule, trinken Kaffee (ich lerne das noch – mixe
halt immer noch mehrere Sprachen in einem Satz – werde aber von
grinsender Bedienung immer verstanden!), und schreiben ein bisschen
Blog!
Heute
soll es soweit sein – die Bedingungen sind, weiss Gott, nicht
optimal. Der Slack am Samstag ist gegen 08.30 Uhr. Wir sollten also
gegen 9 Uhr am Eingang sein. Das heisst: wir starten gegen 23.00 Uhr,
fahren zwischen den Inseln raus und runter nach SE. Wind 3-5 Bft von
hinten und gelegentlich Regen. Hoffentlich wird’s halbwegs
gemütlich.
Auh Mann, Ihr nehmt ja wohl jede Aufforderung zum Tanz an...!
AntwortenLöschenViel Glück und weiterhin viel Spaß...
LG aus Bonn...
Hier mein unaufgeforderter Rat: "kaputte Pumpen, schwer gängige Ruderanlagen, zu viel Wind, lockere Speichen, einfach nicht mehr bestellen.
AntwortenLöschenLG KUrt
Liebe Ute, lieber Hartmut,
AntwortenLöschenwir denken oft an euch. Durch den Blog können wir je auch die Tour etwas verfolgen.
Das Wetter und die Technik scheinen aber nicht besonders gut mit euch zu meinen.
Wir drücken euch die Daumen,dass es bald etwas besser klappt.
Seid ganz lieb gedrückt von Irene und Rüdiger